Gegenüber dem Direkteinstieg spricht ein Traineeprogramm vor allem Generalisten an und diejenigen, die sich nach dem Studium nicht direkt auf einen Arbeitsbereich festlegen oder praktische fachspezifische Kenntnisse erwerben wollen. Traineekräfte sind Absolventen von Universitäten oder Fachhochschulen, die in Unternehmen ein Nachwuchsprogramm durchlaufen, was aus verschiedenen, aufeinander abgestimmten Einsätzen in Abteilungen des Unternehmens und ergänzenden Seminaren besteht. In einigen Branchen, z.B. in der Finanzwelt, sind Traineeprogramme schon länger fester Bestandteil der Nachwuchsförderung, in anderen dagegen haben sie sich insbesondere in den letzten Jahren entwickelt.
Traineeprogramm Formen
Zwei Formen der Traineeprogramme – Traineeprogramme sind entweder als allgemeines Programm oder als fachspezifisches Programm konzipiert. Die allgemeinen Traineeprogramme sind die klassischen Programme, in welchen die TeilnehmerInnen verschiedene Bereiche durchlaufen und an verschiedenen Projekten mitarbeiten, um die für sie am besten geeigneten Arbeitsfelder kennenzulernen. Die Fachtraineeprogramme sind dementsprechend spezialisierter. Hier wird schon zu Beginn der Übernahmebereich der AbsolventInnen festgelegt, so dass die Abteilungen, die die Trainee-Kraft durchlaufen wird, sich danach richten. Manchmal wird die Planstelle auch erst zum Ende des Traineeprogramms festgelegt, in jedem Fall steht aber die Spezialistenausbildung und die Schaffung einer Planstelle im Anschluss an das Fachtraineeprogramm im Zentrum.
Dauer und Ablauf des Traineeprogramms
Traineeprogramme dauern in der Regel zwischen 12 und 24 Monate und können standardisiert, halbstandardisiert oder individuell ablaufen. Während einige Traineeprogramme auf einem zu Beginn festgelegten Ablaufplan basieren, werden die einzelnen Stationen in anderen Programmen abschnittsweise und erst während des laufenden Programs geplant. Einige Traineeprogramme bestehen zudem aus einem Auslandsaufenthalt, der meist an die ersten beiden Phasen der Einführung und Qualifizierung anschließt und vor die Schlussphase gelegt ist. Alle Traineeprogramme zeichnen sich dadurch aus, dass die Trainees nicht nur verschiedene Abteilungen durchlaufen und an unterschiedlichen Projekten mitarbeiten, sondern dass das Unternehmen darüber hinaus Seminare anbietet, die die Nachwuchskräfte zusätzlich qualifizieren sollen. Diese Seminare, Einführungen oder Netzwerkveranstaltungen fallen je nach Unternehmen unterschiedlich aus. Trainees werden so u.a. durch Computerkurse, Fremdsprachenunterricht oder spezielle Veranstaltungen zur Ausbildung ihrer soft skills weiterqualifiziert. Häufig wird dem Trainee ein/eine MentorIn zur Seite gestellt, der/die die Nachwuchskraft für die Dauer des gesamten Programms begleitet, für Hilfe und Fragen sowie regelmäßige Feedbackgespräche zur Verfügung steht.
Traineeprogramm Vorteile und Nachteile
Die Vorteile des Traineeprogramms sind zahlreich. Gegenüber dem Direkteinstieg ermöglicht es eine breite Ausbildung. Vorteile ergeben sich auch dadurch, dass Trainees einen umfassenden Einblick in das Unternehmen bekommen und nicht von vorneherein auf einen Fachbereich festgelegt sind. Sie haben vielmehr die Chance, verschiedene Abteilungen zu durchlaufen und genau herauszufinden, welche Tätigkeiten ihnen besonders liegen. Ein Traineeprogramm ist also immer auch eine Entscheidungshilfe für die weitere Berufsplanung. Hinzu kommt, dass der Schnitt zwischen Theorie und Praxis, zwischen Hochschulwelt und Berufsleben, nicht so hart erfahren wird, wie es bei einem Direkteinstieg der Fall ist. Zudem ist der Verantwortungsdruck geringer als beim Direkteinstieg. Durch die häufigen Abteilungswechsel müssen Trainees kontaktfreudig und flexibel sein, denn nicht nur die Einarbeitung in neue Aufgaben, sondern auch die Zusammenarbeit mit immer neuen KollegInnen ist eines der zentralen Merkmale des Traineeprogramms. Ob dies als Vor- oder Nachteil gesehen wird, hängt von den persönlichen Eigenschaften eines jeden Einzelnen ab. Die positive Investition des Unternehmens in seine Nachwuchskräfte hat jedoch auch negative Konsequenzen. So ist das Trainee-Gehalt meist geringer als das Gehalt von direkten Berufseinsteigern. Hinzu kommt die schwierige Integration in einzelne Abteilungen, weil Trainees sie in regelmäßigen Abständen immer wieder wechseln. Dadurch sind Trainees weniger mit langfristigen als vielmehr kurzfristigen Arbeiten betraut. Dass die einzelnen Aufgaben weniger anspruchsvoll und herausfordernd ausfallen als nach der kurzen Orientierungs- und Einarbeitungsphase des Direkteinstiegs, ist eine Gefahr des Traineeprogramms. Darüber hinaus binden einige Unternehmen ihre Trainees vertraglich so an sich, dass eine vorzeitige Auflösung des Arbeitsvertrags möglicherweise mit Rückzahlungen der Trainee-Kraft an das Unternehmen verbunden ist. Andererseits kann davon ausgegangen werden, dass nicht wenige Trainees nach dem Ende ihres Programms übernommen werden, denn der Output des Aufwands, den viele Unternehmen mit der Ausbildung der Nachwuchskräfte betreiben, lohnt sich dann am meisten, wenn Trainees nach Ende des Programms ihre Fähigkeiten im eigenen Unternehmen einsetzen. Allerdings ist die Übernahme in eine Planstelle keine Garantie, Trainees erhalten in der Regel zunächst immer befristete Arbeitsverträge. Dennoch können Trainees sowohl durch das allgemeine als auch das fachspezifische Programm ihre Karriere systematisch und strategisch planen, wenn sie die ihnen gebotenen Möglichkeiten der Netzwerkbildung und Projektmitarbeit aktiv nutzen. ]]>