Hinter den Mauern von Justizvollzugsanstalten leisten Justizvollzugsbeamte tagtäglich einen anspruchsvollen und gesellschaftlich relevanten Dienst. Ihr Berufsbild ist weitaus vielschichtiger, als es das gängige Klischee des bloßen „Schließers“ vermuten lässt. Sie sind zugleich Sicherheitsgaranten, Betreuer, Ansprechpartner und wichtige Akteure im Prozess der Resozialisierung von straffällig gewordenen Menschen.
Vielfältige Aufgaben zwischen Sicherheit und sozialer Verantwortung
Der Arbeitsalltag eines Justizvollzugsbeamten ist geprägt von einem breiten Aufgabenspektrum, das ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, Menschenkenntnis und psychischer Stabilität erfordert. Zu den Kernaufgaben gehören:
- Sicherheit und Ordnung: Die Gewährleistung der Sicherheit innerhalb der Anstalt hat oberste Priorität. Dies umfasst die sichere Unterbringung und Beaufsichtigung der Gefangenen, die Durchführung von Kontrollgängen, die Durchsuchung von Hafträumen und Personen sowie die Überwachung der gesamten Anstaltsanlagen.
- Betreuung und Versorgung: Justizvollzugsbeamte organisieren den Tagesablauf der Inhaftierten. Sie sind für die Ausgabe von Verpflegung und anderen notwendigen Dingen des täglichen Bedarfs zuständig und begleiten die Gefangenen zu Terminen wie Arztbesuchen oder Freizeitaktivitäten.
- Resozialisierung: Ein zentrales Ziel des Justizvollzugs ist die Wiedereingliederung der Straftäter in die Gesellschaft. Justizvollzugsbeamte spielen hierbei eine entscheidende Rolle, indem sie als direkte Ansprechpartner für die Sorgen und Nöte der Gefangenen fungieren. Sie führen Gespräche, motivieren zur Teilnahme an Bildungs- und Therapiemaßnahmen und arbeiten eng mit Fachdiensten wie Psychologen und Sozialarbeitern zusammen.
- Verwaltungstätigkeiten: Auch administrative Aufgaben fallen in den Zuständigkeitsbereich. Dazu zählen das Führen von Akten, das Verfassen von Berichten und Stellungnahmen zum Verhalten der Gefangenen sowie die Dokumentation von besonderen Vorkommnissen.
Der Dienst wird in der Regel im Schichtsystem, also auch nachts sowie an Wochenenden und Feiertagen, versehen.
Der Weg in den Beruf: Voraussetzungen und Ausbildung
Wer den Beruf des Justizvollzugsbeamten ergreifen möchte, muss bestimmte formale und persönliche Kriterien erfüllen, die sich je nach Bundesland leicht unterscheiden können. In der Regel wird für die Laufbahn des mittleren Dienstes Folgendes vorausgesetzt:
- Schulabschluss: Mindestens ein Hauptschulabschluss in Verbindung mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder ein höherwertiger Schulabschluss (z.B. Realschulabschluss).
- Alter: Ein Mindestalter (oft 18 oder 20 Jahre) und eine Altersobergrenze (häufig um die 40 Jahre) bei der Einstellung.
- Staatsangehörigkeit: Die deutsche Staatsangehörigkeit oder die eines anderen EU-Mitgliedstaates.
- Sonstige Anforderungen: Ein einwandfreies Führungszeugnis, geordnete wirtschaftliche Verhältnisse und die gesundheitliche Eignung.
Die Ausbildung ist als sogenannter Vorbereitungsdienst organisiert und dauert in der Regel zwei Jahre. Sie findet dual statt, das heißt, theoretische Lehrgänge an einer Justizvollzugsschule wechseln sich mit praktischen Ausbildungsabschnitten in verschiedenen Justizvollzugsanstalten ab. Inhalte der Ausbildung sind unter anderem Rechtskunde (Strafvollzugsrecht), Psychologie, Kriminologie, Pädagogik, Konfliktmanagement und Eigensicherung.
Gehalt und Karriereperspektiven
Justizvollzugsbeamte werden nach der Ländertariflichen Besoldungsordnung (in der Regel Besoldungsgruppe A7 bis A9 im mittleren Dienst) bezahlt. Das Einstiegsgehalt nach der Ausbildung liegt, abhängig vom Bundesland und Familienstand, bei etwa 2.500 bis 3.000 Euro brutto. Mit steigender Berufserfahrung und in höheren Erfahrungsstufen erhöht sich das Gehalt entsprechend.
Nach erfolgreichem Abschluss der Probezeit erfolgt in der Regel die Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit, was einen krisensicheren Arbeitsplatz bedeutet. Es bestehen zudem verschiedene Möglichkeiten zur Weiterbildung und zum Aufstieg, beispielsweise in den gehobenen Dienst (meist durch ein Fachhochschulstudium), was mit Führungsaufgaben und einem höheren Gehalt verbunden ist.
Herausforderungen des Berufs
Die Arbeit im Justizvollzug ist nicht nur abwechslungsreich, sondern auch mit erheblichen Belastungen verbunden. Der ständige Umgang mit Menschen in extremen Lebenssituationen, die Konfrontation mit Aggressionen und die Notwendigkeit, stets eine professionelle Distanz zu wahren, erfordern eine hohe psychische Widerstandsfähigkeit. Der Schichtdienst kann zudem eine körperliche und soziale Belastung darstellen. Ein starkes Persönlichkeitsgefüge, Teamfähigkeit und die Fähigkeit zur Deeskalation sind daher unerlässliche Eigenschaften für diesen anspruchsvollen Beruf.